MONAT FÜR MONAT

Von Harry Schaack

Chessgate Jahreskalender 2003

Chessgate
Schachkalender für 2003
„Schönheit des Schachspiels“
Chessgate 2002,
Wire-O-Bindung,
13 Blatt DIN A3
19,90 Euro

Themenkalender gibt es für alle möglichen Interessensgebiete. Beim Schach dagegen sind sie rar. Zwar erhält man problemlos einen Taschenkalender, aber Wandkalender, die mit ansprechenden Motiven auch dem Auge gefallen, waren auf dem Schachmarkt bislang dünn gesät. Nur in England bietet Russell Enterprise einen Internationalen Schachwandkalender mit Bildern aus der Schachgeschichte an. Aber jetzt hat Chessgate unter dem Namen Schönheit des Schachspiels den deutschen Markt mit einem DIN A3-Wandkalender bereichert, der in seiner Form wohl einzig ist.

Die Idee geht auf Stefan Kindermann zurück, der auch die Rohentwürfe für die Gestaltung entwickelt hat. In jedem Monat wird ein ausgewähltes Schachproblem präsentiert, dessen Kernidee nach Kindermanns Vorgaben grafisch illustriert ist. Der für seine innovativen Ideen bekannte deutsche Großmeister trug den Gedanken an einen solchen Kalender wohl schon eine Weile mit sich herum, denn das liebevoll erstellte Produkt erforderte mit Sicherheit akribische Vorarbeit.

Die sorgfältig ausgewählten Studien zählen zu den schönsten, die je komponiert wurden. Mir gefällt bei der Auswahl vor allem die Nähe zur Partie. Fast alle Beispiele könnten aus der Spielpraxis stammen. Ein kurzer Text auf der Rückseite erläutert das Problem der jeweiligen Stellung und danach wird der Lösungsweg mit Hilfe zahlreicher Diagramme vorgeführt, wodurch auch schwächere Spieler ein Verständnis für die Stellung entwickeln können.

Ein Kenner des Problemschachs stößt bei diesem Streifzug durch die Geschichte des Schachproblems vermutlich kaum auf Überraschungen. Doch auch er mag die Zusammenstellung dieser Juwele schätzen, liest sich die Liste der Studien-Autoren doch wie ein Who-is-Who der Schachkomposition: Berger, Kasparjan, Troizki, Reti, Rinck u.a. sind vertreten.

Die Illustrationen sind in Form eines flächenartigen Scherenschnittes dargestellt, eine künstlerische Umsetzung, die zumindest mir in Sachen Schach neu ist. Die reduzierte Farbwahl, in der „warme“ rotbraune und hellgelbliche Töne dominieren, lässt ein ästhetisch sehr anspruchsvolles Produkt entstehen. So trifft der Titel Schönheit des Schachs auf Inhalt und Form des Kalenders gleichermaßen zu. Ein wirklich gelungenes Produkt!

Am Ende noch eine Studie, die mir besonders gut gefallen hat und die stellvertretend für die Gesamterscheinung des Kalenders stehen soll. Die Komposition von Lommer aus dem Jahre 1933 demonstriert eine außerordentliche Harmonie der wenigen verbleibenden Figuren.

Lösung: 1.Kc8!! Kc2 (1.-Ka2 2.Ta8 Kb3 3.Tb8 usw. bis der König auf die c-Linie geht) 2.Tb7!! f1D 3.Tc7 und der schwarze König kann das ewige Schach nur verhindern, wenn er die c-Linie betritt, wonach sich der Turm gegen die Dame tauscht und ein theoretisches Remisendspiel Turm gegen Läufer entsteht. Wandert der schwarze König auf die h-Linie nach h6, erzwingt Tg6 nebst Abzugsschach den Abtausch.