Harry Schaack

EDITORIAL

LIEBE LESER,

anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Saale-Schachbundes widmen wir unsere vorliegende Ausgabe Sachsen-Anhalt. Heute ist das ärmste Bundesland bekannt für wirtschaftliche Schwierigkeiten, hohe Arbeitslosigkeit und Landflucht. Unter schachlichen Gesichtspunkten betrachtet hat die Region jedoch einiges zu bieten.

Der Saale-Schachbund wurde am 8. Oktober 1882 gegründet. Es war die erste und bis zur Auflösung 1933 die größte Landesvereinigung innerhalb des Deutschen Schachbundes. Diese Verbände waren es, die mit ihren Versammlungen das Schachleben Ende des 19. Jahrhunderts regional beflügelten.

Wie bedeutend Kongresse des Deutschen Schachbundes für die Entwicklung des internationalen Schachlebens waren, zeigt Michael Negele in seinem Artikel über den DSB-Kongress in Magdeburg 1927, den er zum Anlass zu einem geschichtlichen Rückblick nimmt.

Die Schachgeschichte Sachsen-Anhalts hat sich in zwei kleinen Dörfern manifestiert. In einer Fotostrecke zeigen wir die reiche Tradition Ströbecks und mit der SG 1871 Löberitz stellen wir einen der ältesten Clubs Deutschlands vor. Das rege Vereinsleben ist vor allem dem Vorsitzenden und Schachhistoriker Konrad Reiß zu verdanken. Mit wenigen Mitstreitern hat er Löberitz zu einem agilen Schachzentrum gemacht.

Der Leiter der Lasker Gesellschaft, Paul Werner Wagner, stellt die Schachhochburg der DDR dar. In Buna / Halle war die Kaderschmiede der ostdeutschen Schachspieler. Auch nachdem die SED-Führung den Schachsport ab 1972 nicht mehr förderte, gab es dort noch eine Reihe interessanter Veranstaltungen.

In unserem Porträt spricht Fabian Döttling über seine Jugenderfolge, sein Team OSC Baden-Baden und die Bundesliga. Der 27-Jährige Student erklärt auch, warum er nie daran dachte, Profi zu werden.

Besonders freuen wir uns, dass ab dieser Ausgabe Christian Hesse regelmäßig eine Kolumne zu unserem Heft beisteuern wird. Der habilitierte Mathematiker, der an der Universität Stuttgart lehrt, machte im letzten Jahr durch sein wunderbares schachliches Erstlingswerk auf sich aufmerksam. Mit Expeditionen in die Schachwelt schrieb der Quereinsteiger eines der erfolgreichsten Bücher im Schachbereich, das schon nach wenigen Monaten die zweite Auflage erlebte. Da die Publikation bei weitem nicht das Material Hesses aufgebraucht hat, kann er für seine Rubrik in KARL noch „unverbrauchte“ Geschichten erzählen. Den Beginn macht eine Darstellung von „Ultra-Aussetzern“, die eindrucksvoll die Überlegenheit des Menschen über den Computer demonstrieren … (Mehr ist über den Autor in unserem Porträt in KARL 1/07 zu nachzulesen.)

Schließlich soll noch auf die beiden Interviews zu aktuellen Themen hingewiesen werden. Mit dem Organisationsteam Jörn Verleger und Dirk Jordan werfen wir einen Blick zurück auf die Europameisterschaft und voraus auf die Olympiade. Und der neue Vizepräsident Matthias Kribben spricht über Probleme und Aufgaben des Deutschen Schachbundes.

Harry Schaack